Kurt Klein wird im November 1942 bei der amerikanischen Armee aufgenommen. Er erhält, wie viele aus Deutschland und Österreich stammende Juden, eine Ausbildung in Camp Ritchie/Maryland, in deren Mittelpunkt die psychologische Kriegsführung stand. Bei einer Zermonie im nahegelegenen Hagerstown, Maryland nimmt er am 21. April 1943 die US-Staatsbürgerschaft an. Am 8. September 1943 wird er zunächst nach Irland/England verschifft und landet schließlich 1944 in der Normandie.
Als Ritchie Boys bezeichnet man die Absolventen des Military Intelligence Training Center oder Camp Ritchie genannten Ausbildungszentrums der United States Army während des Zweiten Weltkriegs. Die etwa 9000 Teilnehmer waren vorwiegend junge Emigranten aus Deutschland und Österreich, meist Juden, die in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden hatten.
„Ritchie Boys“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Begegnungen
Familie Reinheimer
Kurt Kleins 5. Infanterie-Division nahm Ende März 1945 Frankfurt ein. Er nutzte die Gelegenheit, nach Verwandten zu suchen. Ludwig Reinheimer, Arzt, war ein Cousin seines Vaters. Er hatte eine deutsche Christin geheiratet, Leni, die beiden hatten zwei Töchter, Wilma und Charlotte, zu diesem Zeitpunkt 13 und 11 Jahre alt. Ludwig, durchaus ein Nationalist, hatte im 1. Weltkrieg für Deutschland gekämpft, wie Hunderttausende Juden, und hatte dafür hohe Auszeichnungen erhalten. Zur Bar Mitzwah schrieb er Kurt 1933 einen Brief, in dem er ihn ermahnte, sein deutsches Erbe nie zu vergessen. Kurt gelang es nun, Kontakt zur Familie herzustellen. Leni wußte damals noch nicht, wohin ihr Mann deportiert worden war. Viel später stellte sich heraus, dass er zunächst im KZ Gross Rosen war, dann im Jan./Febr. 1945
nach Leitmeritz transportiert wurde.
Dort war im Lager Typhus und Flecktyphus und er wurde mit Erkrankten nach Flossenbürg transportiert, wo er, vermutlich selbst erkrankt und gegen Ende Februar starb. Das genaue Datum ist nicht bekannt. Leni selbst litt an Krebs, war schlecht versorgt. Kurt konnte ein wenig helfen. Im August kam er noch einmal nach Frankfurt. Wenige Monate später starb Leni. Die Kinder waren da bereits vier Wochen in einem vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk unterhaltenen Heim für Kinder von Verfolgten in Deutschland. Dort konnten sie eineinhalb Jahre bleiben, dann wurde das Heim aufgelöst und sie kamen zum Vormund, Onkel und Tante, nach Hamburg. Charlotte heiratete einen Engländer und lebte bis zu ihrem Tod 2005 in Berkhamsted, nördlich von London, Wilma wurde Ärztin und lebt in Frankfurt am Main. Zu Ehren von Ludwig Reinheimer wurde in Frankfurt eine Straße nach ihm benannt.
Gerda Weissmann
Am 7. Mai 1945 begegnet Kurt an der bayrisch-tschechischen Grenze bei Volary Gerda Weissmann, seiner späteren Frau. Siehe auch den folgenden zentralen Beitrag: Schicksalshafte Begegnung.
Richard Rechen und Oskar Schindler
Kurt Klein spielte im Mai 1945 wie in Gerda Weissmanns auch in Oskar Schindlers Leben eine verblüffende Rolle – am selben Ort, knapp eine Woche später. Bekannt wurde dies jedoch erst, als Richard Rechen (ein LKW-Fahrer aus Schindlers Gruppe) nach jahrzehntelanger Suche 1987 Kurt Klein ausfindig machte. Mehr dazu im Beitrag Rechens Brief und Schindlers Liste.
Hemingway
Jim Klein, Kurts Sohn, berichtete uns von einer weiteren Begegnung:
“Mein Vater war Offizier des militärischen Nachrichtendienstes, und seine Hauptaufgabe bestand darin, Kriegsgefangene zu verhören, um Informationen über Truppenstärken und -bewegungen usw. zu erhalten. Hemingway war nicht in der U.S. Army (ich glaube, er war zu diesem Zeitpunkt bereits zu alt), aber er und ein paar andere bildeten ihre eigene kleine Miliz und gingen auf eigene Faust los, um deutsche Soldaten gefangenzunehmen. Eines Morgens tauchte Hemingway mit einer Handvoll Soldaten, die sie in der Nacht zuvor gefangen genommen hatten, im provisorischen Hauptquartier meines Vaters auf und übergab sie ihm zum Verhör. Vater bat Hemingway, ihn darüber zu informieren, wo er die Soldaten gefangen genommen hatte, und ihm weitere Einzelheiten mitzuteilen.”
Erich Kempka
Hitlers Chauffeur, SS-Obersturmbannführer, wurde nach Kriegsende von Kurt Klein in Freising als Kriegsgefangener verhört, wie noch viele andere. Kempka sprach dabei über den Selbstmord Hitlers und die anschließende Leichenverbrennung unter seiner Leitung.