Gerda Weissmann Klein

Gerda Weissmann wurde am 8. Mai 1924 im schlesischen Bielitz (heute: Bielsko) geboren. Bielitz, etwa hundert Kilometer von Krakau und dreißig Kilometer von Auschwitz entfernt, war durch die Habsburgerzeit geprägt. Nach dem 1. Weltkrieg gehörte der Ort zum wiedererrichteten Polen. Bielitz war die wichtigste Stadt der schlesischen Wollindustrie. Die Bevölkerung war mehrheitlich seit Jahrhunderten deutschsprachig, das galt auch für die meisten Juden, die ca. 20% der Bevölkerung ausmachten. Fast alle Einwohner sprachen sowohl deutsch wie polnisch. Gerdas Eltern waren Julius und Helene Weissmann, der fünf Jahre ältere, von Gerda so geliebte Bruder hieß Arthur. Der Vater war Mitbesitzer einer Fabrik, die Pelztiere verarbeitete. Die Familie gehörte dem Mittelstand an. Gerda besuchte zunächst eine öffentliche Schule und später das katholische Mädchengymnasium Notre Dame in Bielitz.

All But My Life

In ihrem 1957 erschienenen ersten Buch „All But My Life“ beschreibt Gerda Weissmann Klein, nach Passagen über ihre Kindheit, Familie, Heimatstadt, die sechs schlimmsten Jahre ihres Lebens. Die demütigenden Momente, die für die jüdische Familie mit dem Einzug der Nazis in Bielitz verbunden waren, haben Ähnlichkeit zum Schicksal und dem Erleben von Kurt Klein und seiner Familie in Walldorf. Im Mittelpunkt stehen dann quälende Schilderungen des jahrelangen Leidenswegs von Gerda durch mehrere Arbeitslager, die aber auch nachfühlbar machen, wie viele positive Energien sie selbst hier besaß. Sie überlebt den monatelangen grausamen Todesmarsch als eine von wenigen. Im letzten Teil des Buchs steht ihre wundersame Begegnung mit Kurt Klein und ihre Rettung nach Wochen eines kritischen Gesundheitszustands im Vordergrund.

„All But My Life“ gilt in den USA als ein Klassiker der Holocaust-Literatur. Eine deutsche Übersetzung erschien erstmals 1999 im Bleicher Verlag, Gerlingen. 2001 erschien „Nichts als das nackte Leben“ bei Rowohlt, später auch bei Weltbild.

Gerda Weissmann Klein, Buch

I read this book very recently as part of my school system’s summer reading program. I had expected it to be an intriguing and saddening story about a girl’s experiences in the Holocaust, but I did not expect it to be so moving, inspirational, and relateable true story. This book opened myself, and my friends to what these women must have felt. The fact that Gerda was our age at the time of her captivity and was going through the exact same experiences that we were help us to understand what was going on and how she must have felt about personal problems and boys, and basically everything that teenage girls still go through. We realized how truly lucky we were to live our lives free and have all of our friends to go to when we need help, and not have to worry where and if we are having our next meal. I recommend this book to anyone, any age, and sex, any race. Although she is a teenage girl, anyone can profit from this book.

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One Survivor Remembers

1994 entstand auf der Grundlage dieses Buchs der Dokumentarfilm „One Survivor remembers“. Der 40-minütige Film der Regisseurs Kary Antholis ist eine Produktion des Kabelsenders HBO und des United States Holocaust Memorial Museum.

Die Entstehung des Films beschreibt Kary Antholis in diesem Dokument (pdf öffnet in neuem Fenster).

Auszeichnungen

  • 1995: Oscar als Bester Dokumentar-Kurzfilm
  • 1995: Emmy in der Kategorie Primetime Emmy for Outstanding Informational Special
  • 1995: CableACE Awards Beste Regie in einem Dokumentar-Spezial
  • 1996: Filmfestival von Krakau Goldener Drache
  • 1996: Palm Springs Internationales Filmfestival für Kurzfilme

Teaching Tolerance

Das Southern Poverty Law Center nahm den Film in seine Reihe Teaching Tolerance auf. Dort wurden über 130.000 Kopien des Films sowie Unterrichtsmaterial an Schulen und Jugendorganisationen verteilt. Im Interview mit Jeff Sapp 2005 erklärt Gerda Weissmann Klein warum es ihr so wichtig ist, gerade jungen Menschen ihre Geschichte zu erzählen. Auf der Internetseite von Teaching Tolerance findet man das Interview sowie Unterrichtsmaterial für Lehrer als auch zahlreiche Fotos mit Bezügen zu Gerda und ihrer Familie:

Der Film wurde 2012 als besonders erhaltenswert ins National Film Registry der Nationalbibliothek Library of Congress aufgenommen, da er kulturell, historisch und ästhetisch wertvoll sei.

Memorable Oscar acceptance speech by Gerda Weissmann Klein, Holocaust Survivor and subject of Best Documentary Short Subject „One Survivor Remembers“ – 68th Annual Academy Awards®.


Ihre umfangreiche Vortragstätigkeit, ihr Engagement als Unterstützerin des United States Holocaust Memorial Museum sowie als Gründerin von 2 Stiftungen werden im Kapitel Erinnerungsarbeit ausführlicher dargestellt


Veröffentlichungen

  • All But My Life. New York 1957
  • My tortured Years. London 1960
  • The Blue Rose. New York 1974
  • Promise of a New Spring: The Holocaust and Renewal. 1981
  • A Passion for Sharing: The Life of Edith Rosenwald Stern.Chappaqua, N.Y. 1984
  • Peregrinations: Adventures with the Green Parrot. Buffalo, N.Y. 1986
  • mit Kurt Klein: The Hours After: Letters of Love and Longing in War’s Aftermath. New York 2000
  • Nichts als das nackte Leben. Aus dem Amerikanischen von Anna Kaiser. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001.
  • A Boring Evening at Home. 2004
  • Wings of Epoh. 2007
  • One Raspberry. 2009
  • The Windsor Caper. 2013

Von 1978 bis 1996 schrieb sie wöchentlich die Kolumne Stories for Young Readers für die Zeitung Buffalo Sunday News.

Ehrungen

  • 1974 erhielt Gerda Weissmann Klein den Hannah Solomon Award des National Council of Jewish Women.
  • 1985 zeichnete die zionistische Frauenorganisation Hadassah sie mit dem den Myrtle Award aus.
  • 1996 wurde sie in Jerusalem, Israel mit dem  Lion of Judah award ausgezeichnet.
  • 2001 wurden Gerda Weissmann Klein und Kurt Klein als erstes Ehepaar zum Ehrendoktor der Chapman University ernannt.
  • Am 15. Februar 2011 ehrte Präsident Barack Obama Gerda Weissmann Klein mit der Freiheits-Medaille, einem der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA. Am gleichen Tag erhielt diesen übrigens auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verliehen.
  • 2012 wurde Gerda Weissmann Klein mit der Ellis Island Medal of Honor geehrt.

… ab Minute 28 wird Gerda Weissmann mit der Freiheitsmedaille geehrt.

Am 3. April 2022 ist Gerda Weissmann Klein verstorben. Auf der von ihr mitgegründeten Stiftung Citizenship Counts hat ihre Familie ein fast 3-stündiges Video zur Erinnerung veröffentlicht.